Nachgefragt beim Ehrenamt....
Wir fragen nach und unser langjähriger ehrenamtlicher Mitarbeiter Markus Müller, Außenstellenleiter Salzgitter, antwortet. Er berichtet in einer Ausgabe der WR-Aktuell über seine Arbeit beim WEISSEN RING.
Wann kamen Sie zum WEISSEN RING und was waren Ihre Beweggründe, sich bei einer Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer zu bewerben?
Markus Müller: Ich habe im September 1975 mit 17 Jahren bei der Polizei angefangen. Damals ging ich davon aus, dass sich die Polizei neben „der Suche nach dem Täter“ in gleichem Maße auch um die Opfer kümmert. Nach meiner Ausbildung stellte ich dann im Streifendienst sehr schnell fest, dass hier ein totales Ungleichgewicht vorhanden war. Die Aktivitäten richteten sich fast ausschließlich daran aus, den Täter zu ermitteln. Das Opfer war meist nur als Zeuge im Strafverfahren von Bedeutung. Sein Schicksal, seine Ängste, Sorgen und Probleme waren kaum Teil polizeilichen Handelns. In einer Gewerkschaftszeitung sah ich dann eine Anzeige des WEISSEN RINGS. Ich dachte mir: Prima! Da hat sich ein Verein gegründet, der sich ausschließlich um die Kriminalitätsopfer kümmert und das tut, was ich im Dienst nicht leisten kann. So trat ich 1981 dem WEISSEN RING bei und wurde im Juni 1982 auch gleich Außenstellenleiter. Der jüngste damals bundesweit. Heute bin ich vermutlich der dienstälteste Außenstellenleiter in Niedersachsen… (lacht)
Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag im Laufe der Jahre verändert?
Markus Müller: Als ich die Außenstelle Salzgitter im Juni 1982 gründete, musste der Landfrauenverband Wolfenbüttel etwas darüber gelesen haben. Von dort erhielt ich immer mehr Bitten, über den Verein zu referieren. Weiter ging es dann damit, dass ich Spenden überreicht bekam. Angefangen von der Skatrunde der Polizei über den Ju-Jutsu Verein Salzgitter-Bad bis hin zu privaten Spenden, die anlässlich von runden Geburtstagen oder Jubiläen anstelle persönlicher Geschenke für den WEISSEN RING erbeten wurden. Damit verbunden war dann in der Regel auch ein Pressetermin. Und die Bekanntheit stieg. Mittlerweile ist der WEISSE RING in Salzgitter sehr bekannt und eng vernetzt. Wir sind beim Runden Tisch gegen häusliche Gewalt, im Beirat des Paritätischen und im Präventionsrat gegen Gewalt vertreten.
An welches Erlebnis bzw. welchen Moment Ihres Arbeitslebens denken Sie besonders gern zurück?
Markus Müller: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil es zu viele Erlebnisse und Ereignisse gab. Eigentlich gehören alle Landestreffen und Delegiertenversammlungen dazu. Der WEISSE RING ist wie eine Familie und so freue ich mich jedes Mal wieder neu, wenn ich dort Menschen treffe, die ich seit Jahrzehnten kenne, schätze und mit denen ich freundschaftlich verbunden bin. Total aufgeregt war ich vor meiner ersten Begegnung mit Eduard Zimmermann. Für mich war er damals nicht nur wegen seiner Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ so etwas wie ein „Fernsehstar“ mit hoher Autorität. Ich war voller Bewunderung für ihn und habe sogar die von ihm unterschriebene Vereinbarung zwischen dem WEISSEN RING und mir bis heute aufgehoben. Unvergessen bleibt mir der Einsatz für den WEISSEN RING im „Big Tipi“ der Landessportjugend Niedersachsen während der EXPO 2000 in Hannover. Ich durfte dort zusammen mit meinem Freund Günter Koschig (Außenstelle Goslar) mit dabei sein und die damalige Aktion „Sportler setzen Zeichen – Kraft gegen Gewalt“ präsentieren. Ein Höhepunkt war natürlich auch, dass mir für mein Wirken beim WEISSEN RING das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des WEISSEN RINGS?
Markus Müller: Für die Zukunft des WEISSEN RINGS wünsche ich mir vor allen Dingen neue und junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ohne sie ist die ehrenamtliche Arbeit in den Außenstellen nicht denkbar.