Wir trauern um Prof. Dr. Günther Deegener

Wir trauern in tiefer Erschütterung um Prof. Dr. Günther Deegener, der am 17. Februar 2017 plötzlich und unerwartet aus dem Leben geschieden ist.

Sein Einsatz für traumatisierte Menschen zog sich wie ein roter Faden durch alle Stationen seines Lebens.

Wir haben Herrn Prof. Dr. Günther Deegener Ende der 80-er Jahre kennen lernen dürfen. Der WEISSE RING hatte begonnen, sich vertieft um fachspezifische Themen zu kümmern. Prof. Dr. Deegener war es, der damals eine Arbeitsgruppe ins Leben rief, mit der er die erste eigene Broschüre des Vereins zur Prävention von Missbrauch entwickelte.

Diese Verbindung zum WEISSEN RING ist immer enger geworden. All sein Wissen und seine Erfahrung hat er den Opfern von Kriminalität zur Verfügung gestellt.

1994 wurde Prof. Dr. Günther Deegener Mitglied des Bundesvorstands, dem er bis zu seinem Tode ununterbrochen angehörte. Hier war er die Stimme der Opfer, seine hohe fachliche Kompetenz und seine Erfahrung hatten maßgeblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung des WEISSEN RINGS und seine Hilfe für Kriminalitätsopfer.

Prof. Dr. Günther Deegener entwickelte 1999 das Konzept für einen Fachbeirat Medizin/Psychologie, der sich für eine Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung und ein besseres Wissen um die Bedürfnisse der Opfer einsetzt. Nach dessen Einberufung übernahm er im Jahr 2001 selbst den Vorsitz.

Als eine der ersten Maßnahmen entwickelte der Fachbeirat den Beratungsscheck für eine psychotraumatologische Erstberatung, der Opfern eine erste stabilisierende Beratung ermöglicht.

In der Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter engagierte er sich und übernahm viele Jahre lang selbst Vorträge. Er war Impulsgeber für die Weiterentwicklung der Ausbildung, Impulsgeber für neue Inhalte in der Ausbildung oder in der Konzeptionierung neuer Seminare und Veranstaltungen.

Die gesundheitspolitischen Forderungen des WEISSEN RINGS zur psychotherapeutischen Versorgung von Kriminalitätsopfern tragen seine Handschrift.

Die neuesten gesetzlichen Entwicklungen hat er begleitet sowie das Ausbildungskonzept des WEISSEN RINGS für psychosoziale Prozessbegleiter maßgeblich entwickelt.

Viele Opferforen des WEISSEN RINGS wurden von Prof. Dr. Günther Deegener gestaltet:

Im Jahre 2009 übernahm er beispielsweise die Tagungsleitung und Gesamtmoderation des 20. Mainzer Opferforums des WEISSEN RINGS zum Thema Stalking – Wissenschaft, Gesetzgebung und Opferhilfe. Vehement setzte er sich dafür ein, dass Stalking als Tatbestand in das Opferentschädigungsgesetz aufgenommen wird.

Mit Prof. Dr. Günther Deegener, Vorsitzender des Fachbeirats Medizin/Psychologie des WEISSEN RINGS und Mitglied des Bundesvorstands der Opferschutzorganisation, verliert der WEISSE RING einen seit Jahrzehnten profilierten Vorkämpfer der Hilfe für Opfer von Kriminalität. Als angesehener Dialogpartner in Politik und Wissenschaft setzte sich der Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut mit bewundernswerter Einsatzbereitschaft für die psychotherapeutische Versorgung von Opfern ein und kämpfte dafür, dass Verbrechensopfer ihren Platz inmitten der Gesellschaft wieder einnehmen können.

Der Bundesvorstand sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WEISSEN RINGS sind fassungslos über den plötzlichen Tod eines Menschen, dem der Verein so viel zu verdanken hat.

Wir trauern um einen außerordentlich bescheidenen, hoch gebildeten und vor allem liebenswerten Menschen.

Der WEISSE RING dankt Prof. Dr. Günther Deegener für sein Werk.

Wir werden dieses Vermächtnis in Ehren halten und sein Wirken im WEISSEN RING und für den Opferhilfegedanken niemals vergessen. Wir wünschen allen Hinterbliebenen von Herzen Kraft, diesen plötzlichen Verlust zu verarbeiten.

 

Vita

Der im Jahre 1943 geborene Günther Deegener war von 1971 bis 2008 als Diplom-Psychologe an der Abteilung für Kinder und Jugendliche der Universitäts-Nervenklinik Homburg/Saar, später Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie tätig. Nach seiner Promotion 1976 zum Dr. phil. an der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes 1977 erhielt er seine Ernennung zum Klinischen Psychologen. 1982 erfolgte die Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und im Jahr 1993 die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor durch den saarländischen Minister für Wissenschaft und Kultur und 1999 die Approbation als Psychologischer Psychotherapeut.