Gewalt an Kindern: Zeugen sollen schnell Hilfe holen

WEISSER RING erinnert am Tag der gewaltfreien Erziehung an das Recht von Kindern auf körperliche und seelische Unversehrtheit

Noch immer kommt es vor, dass Kinder in ihren Familien unter Tritten und Schlägen oder unter Demütigungen, Drohungen und Vernachlässigung leiden. Wer dies beobachtet, soll nicht lange selbst ermitteln, sondern Jugendamt, Beratungsstelle oder Polizei einschalten. Darauf macht der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April aufmerksam.

„Gerade Kinder sind besonders schutzbedürftig und in einer Phase, in der sie prägende Lebenserfahrungen machen", sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. „Wenn sie in diesem wichtigen Lebensabschnitt körperliche und psychische Gewalt erleben müssen, haben sie oft noch Jahre nach der Tat mit den Folgen zu kämpfen." Der Weg zurück in ein normales Leben sei dann äußerst mühsam – und manchmal auch gar nicht mehr möglich. Daher komme es auf jede Minute an, um Kindern schnell professionelle Hilfe zukommen zu lassen.

Der WEISSE RING fordert dazu auf, körperliche und psychische Gewalt gegen Kinder unter keinen Umständen zu tolerieren und nicht wegzuschauen, wenn sie passiert. Der Verein verweist auf den Paragraphen 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Hier heißt es: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig."

Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst für das Jahr 2016 3.621 Fälle von Kindesmisshandlung – eine Steigerung von rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Der WEISSE RING weist darauf hin, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich bedeutend höher ist. Denn häufig werden an Kindern begangene Straftaten innerhalb der Familie verschwiegen. Und die Opfer selbst sind noch zu klein und hilflos, um Unterstützung zu rufen, oder fürchten sich vor Bestrafung durch die Eltern. Ein Problem sei auch, dass gewaltsames Verhalten manchmal noch als legitimes Erziehungsmittel gelte und verharmlost werde, hebt Bundesgeschäftsführerin Biwer hervor. Sätze wie ʼEin kleiner Klaps auf den Po tut nicht weh!ʼ oder ʼMan muss dem Kind doch Manieren beibringen!ʼ dienten Erziehungsberechtigten manchmal dazu, körperliche Gewalt und psychisches Unter-Druck-Setzen vor sich selbst und anderen zu legitimieren. Auch gehe es darum, das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen. „Aber all das ist vorgeschoben – und ändert nichts daran, dass Kindern Leid angetan wird", so Biwer.

Der WEISSE RING informiert unter anderem im Internet Eltern darüber, wie Kinder ohne Misshandlungen, verbale Erniedrigungen oder Vernachlässigung aufwachsen können. Die rund 3.000 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeiter des WEISSEN RINGS stehen darüber hinaus natürlich Gewaltopfern und deren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite.

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