Nachbarschaftshilfe – Prävention für und mit Senioren
Dem statistischen Bundesamt zufolge ist jede zweite Person in Deutschland heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Immer weniger junge Menschen, immer mehr ältere – diese Entwicklungen verschieben den demo¬grafischen Rahmen in bisher nicht gekannter Art und Weise. Mit der zunehmenden Zahl älterer Mitbürger wächst auch der Kreis derer, die in besonderem Maße unter den Folgen von Kriminalität und Gewalt zu leiden haben. Zum internationalen Tag der älteren Generation am 1. Oktober will die Opferhilfeorganisation WEISSER RING daher dazu ermutigen, Senioren aktiv zu unterstützen und mitzuhelfen, sie vor Kriminalität zu schützen. Schon die erhöhte Achtsamkeit im Rahmen von Nachbarschaftshilfe kann dabei ein effektives Mittel sein.
Prinzipiell werden ältere Menschen seltener Opfer von Straftaten als andere Altersgruppen. So weist etwa die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2018 bei den Straftaten mit Opfererfassung lediglich 6,4 Prozent der Betroffenen als Menschen ab 60 Jahre aus. Doch in der Regel ist es gerade für betagtere Opfer belastender, mit den Auswirkungen der erlittenen Tat zurechtkommen zu müssen. Neben den unmittelbaren Auswirkungen einer Straftat – wie etwa materiellen Verlusten sowie nur langsam auskurierenden körperlichen Schäden – leiden viele ältere Kriminalitätsopfer oft lang unter den psychischen Folgen der Tat. Sie sind ohne Hilfe nicht in der Lage, das Geschehene zu verarbeiten. Die Folge: Sie ziehen sich zurück, verweigern sich der Teilnahme am sozialen Leben und entwickeln umfassendes Misstrauen sowie starke Schamgefühle. Gerade die oftmals als vermeintlich harmloser wahrgenommenen Eigentums- und Vermögensdelikte wie Diebstahl oder Trickbetrug können ältere Menschen in besondere Notlagen stürzen, aus denen sie sich aus eigener Kraft oft nur sehr schwer selbst befreien können. Dazu kommt, dass Senioren oft mit Kriminalitätsängsten zu kämpfen haben, obwohl, statistisch betrachtet, die tatsächliche Bedrohung weit geringer ist als angenommen.
Der WEISSE RING hat 2019 den Schwerpunkt seiner Präventionsarbeit auf das Thema Seniorensicherheit gelegt. So stand etwa der Tag der Kriminalitätsopfer, der durch den Verein 1991 ins Leben gerufen wurde und alljährlich bundesweit am 22 März begangen wird, unter dem Motto „Ohne Furcht im Alter – damit Sie nicht Opfer werden“. Aus diesem Anlass hat die Opferhilfeorganisation eine neue Broschüre aufgelegt, die dieses Motto im Titel trägt und eine Vielzahl an Präventionstipps vermittelt.
- Tauschen Sie mit Senioren in Ihrem Wohnumfeld Telefonnummern aus.
- Achten Sie auf Unbekannte im Wohngebiet. Informieren Sie Ihre Nachbarn und die Polizei über verdächtige Beobachtungen.
- Sind Sie oder Ihre Nachbarn im Urlaub oder für längere Zeit außer Haus, helfen Sie sich gegenseitig, damit Wohnung oder Haus bewohnt erscheinen: Leeren Sie den Briefkasten, betätigen Sie die Rollläden und ziehen Sie die Vorhänge auf und zu. Auch das unregelmäßige Einschalten von Lichtern oder des Fernsehers kann mögliche Täter abschrecken.
- Halten Sie im Mehrfamilienhaus den Haupteingang auch tagsüber geschlossen. Prüfen Sie, wer ins Haus will, bevor Sie öffnen.
- Wenn Ihnen irgendwas ungewöhnlich vorkommt – wie etwa laute Geräusche in der Wohnung nebenan, obwohl die Nachbarn verreist sind – verständigen Sie die Polizei.
Ohne Furcht im Alter - Die Videos
In Videos stellen wir Ihnen die Gefahren vom Online-Medikamenten-Kauf sowie die Masche "Falscher Polizist" vor.
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