Internationaler Kindertag: Kinder schützen ist Bürgerpflicht

Lucie Kärcher / pixelio.de

Mit offenen Augen durchs Leben gehen und Zivilcourage zeigen

Kinder sind gewaltfrei zu erziehen. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig (§ 1631 BG). Auch wenn diese Sätze wohl von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeit empfunden werden, kann und darf niemand die Augen davor verschließen, dass für Hundertausende von Kindern eher das gegenteilige Erleben ihr noch junges Dasein bestimmt.

Fast drei Kinder pro Woche getötet

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 130 Kinder getötet - also durchschnittlich fast drei Kinder pro Woche. Vier von fünf Opfern waren zum Zeitpunkt ihres gewaltsamen Todes jünger als sechs Jahre, sehr oft sogar unter zwei Jahre alt. Das geht aus der heute veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik zu kindlichen Gewaltopfern hervor. Die Zahl körperlicher Misshandlungen von Kindern sank zwar im Vergleich zu 2014 um sechs Prozent, aber es waren immer noch mehr als 3.900 Kinder davon betroffen.

Kinder gehören zu den Schwächsten unserer Gesellschaft. Deshalb brauchen gerade sie unsere ganze Aufmerksamkeit, insbesondere dann, wenn ihnen Böses droht oder Böses angetan wird. Es gibt Menschen, die achten auf Ungewöhnliches, auf Zeichen der Angst oder des ohnmächtigen Verhaltens von Kindern, die sie gut oder auch weniger gut kennen, zum Beispiel durch die Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis.

Man muss nicht den Helden spielen, um Zivilcourage zu zeigen. Es kann schon reichen, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, Situationen und Verhaltensweisen zu beobachten und entsprechend zu handeln.

Tipps zum Umgang mit Opfersituationen, wenn sich ein Mädchen oder Junge Ihnen anvertraut:

  • Glauben Sie dem Kind! Kinder lügen nicht, wenn Sie von erlittener sexueller Gewalt erzählen.
  • Geben Sie dem Kind nie die Mitschuld an dem Geschehenen. Sagen Sie im ausdrücklich, dass es keine Schuld hat.
  • Machen Sie dem Kind keine Vorwürfe, weil es womöglich solange gewartet hat. Loben Sie es vielmehr für seinen Mut, jetzt zu sprechen.
  • Spielen Sie das Geschehene nicht herunter mit Aussagen wie „Ist ja nichts passiert“ oder „Am besten, du vergisst alles ganz schnell“.
  • Das Kind muss ernst genommen werden.
  • Bleiben Sie ruhig. Viele Kinder widerrufen ihre Aussage, wenn sie spüren, dass sie dem Erwachsenen Probleme bereiten.
  • Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie bei allem zu, was das Kind erzählt. Ermutigen Sie das Kind, mit Ihnen über das zu reden, was vorgefallen ist, aber bohren Sie nicht nach. Überlassen Sie es dem Kind, wann es weiter sprechen möchte.
  • Viele Opfer glauben, nur sie allein hätten ein solches Erlebnis gehabt und deshalb müsse es ihre Schuld sein. Sagen Sie dem Kind, dass das, was ihm passiert ist, auch schon andere Kinder erlebt haben.
  • Akzeptieren Sie die Gefühle des Kindes. Es hat zum Beispiel das Recht, den Täter trotz allem noch zu lieben. Drängen Sie dem Kind nicht ihre Gefühle auf.
  • Geben Sie dem Kind Stärke und Selbstbewusstsein zurück. Betonen Sie, was es gut gemacht hat und was es kann, ohne zu übertreiben.
  • Zeigen Sie sich vertrauenswürdig. Machen Sie keine Versprechungen, die Sie nicht halten können, erwecken Sie keine falschen Hoffnungen. Informieren Sie das Kind über alles, was Sie tun.
  • Zeigen Sie, dass Sie über den Missbrauch reden können, nennen Sie die Dinge beim Namen, reden Sie nicht um den heißen Brei herum.
  • Sprechen Sie die Angst des Kindes vor den Konsequenzen an, dass alles bekannt wird und benennen Sie die sich daraus ergebenden Möglichkeiten.

Von sexuellem Missbrauch zu erfahren, kann sehr belastend sein. Suchen Sie sich Hilfe. Gehen Sie zu einer Beratungsstelle. Sprechen Sie mit Fachleuten, wie der Situation begegnet und wie dem Opfer geholfen werden kann. Ansprechpartner sind neben dem WEISSEN RING auch Kinderärzte, Jugendämter, Vormundschaftsgerichte und Kinderschutzzentren.

Wo gibt es Hilfen?

WEISSER RING e.V.

Bundesverein zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Jungen und Mädchen e. V.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e. V.

Kinderschutz-Zentren

Dunkelziffer e. V.

Zartbitter e. V.