Unsere Pflicht, Kinder vor Gefahren schützen

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Jeden Tag werden in Deutschland mehr als 500 Kinder aus ihrem familiären Umfeld misshandelt. Das entspricht der registrierten Zahl, was im Dunkelfeld geschieht, ist nicht auszudenken. Fast jeden Tag wird ein Kind durch körperliche Gewalt getötet. Und erschreckend hoch ist die Zahl der Opfer, die später selbst zu Tätern werden.

Das ist ein Skandal in einem Land, das zu den führenden Wirtschaftsnationen der Welt gehört. Ein Skandal ist ebenso, wie diejenigen versagen, die Kinder kraft Amtes vor Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung schützen sollen. Die Rechtsmediziner Michael Tsokos und Saskia Guddat haben den Skandal in seiner Komplexität öffentlich gemacht in ihrer Streitschrift, um endlich Reformen in Gang zu setzen. Ihr Buch „Deutschland misshandelt seine Kinder“ liegt auch acht Monate nach Erscheinen noch auf den Bestseller Tischen in den Buchhandlungen. Wer sich für die gesellschaftspolitische Zukunft dieses Landes und seiner Kinder interessiert, muss es gelesen haben, um zu erfahren, wie weit sich über die Einzelmeldungen in den Medien hinaus die Misshandlung von Kindern ausgebreitet hat und wie Kinderärzte, Kliniken und der Jugendschutz versagen, weil nicht genau genug hingeschaut wird. Aber selbst in Fällen, in denen die Rechtsmedizin hinzugezogen und Misshandlung festgestellt wird, stellen die Autoren fest, dass häufig genug Eltern die Gewalt über ihre Kinder nicht entzogen wird. Michael Tsokos (47) ist Professor für Rechtsmedizin und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik. Seit 2007 leitet er das Institut für Rechtsmedizin der Charité. Saskia Guddat (34) ist Fachärztin am Institut für Rechtsmedizin der Charité. Sie ist Mitglied in Berliner Kinderschutzgruppen und berät die Berliner Kinderkliniken, den Berliner Kinder- und Jugendgesundheitsdienst sowie die Ermittlungsbehörden, Gerichte und Jugendämter. Sachkenntnis ist ihnen sicher nicht abzustreiten, wenngleich die von der sehr deutlichen Kritik Betroffenen sicher Gegenargumente ins Feld führen werden. Bundesfamilienministerin Schwesig erklärte dazu: „Die Autoren greifen ein äußerst wichtiges Thema auf: Der Schutz von Mädchen und Jungen vor Gewalt, vor Misshandlung und Vernachlässigung ist eine verantwortungsvolle und schwierige Arbeit. Es ist unsere Pflicht, unsere Kinder vor Gefahren zu schützen: Vor Gewalt, Vernachlässigung, Missbrauch.“ Die Autoren geben ihren Leserinnen und Lesern Alarmzeichen und Warnhinweise mit auf den Weg und richten eine Bitte an sie: „Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Jedes Kind hat ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Gewalt gegen Kinder ist kein Kavaliersdelikt und schon gar kein ‘Elternrecht’, sondern ein strafbares Vergehen – nicht anders als Gewalt gegen erwachsene Menschen. Wir bitten Sie herzlich, nicht wegzuschauen, sondern couragiert zum Wohl der Kinder einzugreifen. Für den Schutz und die Förderung der Kinder in diesem Land sind zuerst und zuletzt wir selbst verantwortlich – die bürgerliche Zivilgesellschaft.“ Wer helfen will, ohne direkt die Eltern anzusprechen, kann sich an das zuständige örtliche Jugendamt oder an die Polizei wenden. Buch-Tipp: Deutschland misshandelt seine Kinder - Michael Tsokos/Saskia Guddat 256 Seiten, Droemer HC ISBN: 978-3426276167, 19,99 Euro 12,90 Euro