Cybermobbing: Prävention in die Lehrpläne integrieren
WEISSER RING und juuuport fordern am Safer Internet Day mehr Aufklärungsarbeit an Schulen, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen.
Der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, und die Online-Beratungsplattform juuuport fordern Schulen zum Safer Internet Day auf, das Thema Cybermobbing und seine Folgen fester als bisher in den Lehrplänen zu verankern. „Präventionsarbeit in Sachen Cybermobbing ist immer noch Zufall oder der Einsicht einzelner engagierter Lehrer oder Schüler zu verdanken“, kritisiert Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. Zwar seien kriminalpräventive Projekte, beispielsweise zum verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien, an einigen Schulen bereits vorhanden. Von einer flächendeckenden Integrierung in den Unterricht könne aber keine Rede sein. „Hier muss sich dringend etwas ändern“, so Biwer. Laut der Online-Beratungsplattform juuuport, bei der speziell ausgebildete Jugendliche anderen Jugendlichen bei Problemen helfen, sind prozentual zwischen 10 und 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland von Cybermobbing betroffen – die Werte divergieren. Sabine Mosler, 1. Vorsitzende von juuuport, betont aber: „Selbst, wenn man von konservativeren Schätzungen ausgeht, ist das Problem sehr verbreitet und daher auch ernst zu nehmen.“ Durch das Internet mit seinen interaktiven Beteiligungsformen und die vielen Möglichkeiten der Smartphone-Nutzung breiten sich Beleidigungen, Diffamierungen und Drohungen schnell aus. Kinder und Jugendliche sind Attacken der Cybermobber kontinuierlich ausgesetzt, nicht mehr nur auf dem Schulhof oder in der Klasse. Kopf- oder Bauchschmerzen, Nervosität, Müdigkeit und Schlaflosigkeit gehören zu den Folgen von Cybermobbing. Aber auch Verhaltensauffälligkeiten wie Leistungsabfall in der Schule, Rückzugs-Wünsche und Selbstmord-Absichten zählen dazu. Gerade Kindern und Jugendlichen falle es aber schwer, Eltern oder Lehrer um Hilfe zu fragen, sagt Mosler. Die Hemmschwelle sei hoch. Oft würden Erziehungs- und Lehrberechtigte Hilfesuchende nur mit Vorwürfen konfrontieren – etwa, warum unsensibel mit persönlichen Daten umgegangen worden sei. Anschließend erfolge dann häufig nur Bestrafung wie Wegnahme des Handys oder Internetverbot. „Es fehlt das Bewusstsein, welch hohen Stellenwert ein Online-Zugang in der heutigen Lebenswelt von Kindern- und Jugendlichen einnimmt“, so Mosler. Abschottung vom Internet sei keine Option mehr. Reden statt nur bestrafen, gemeinsam überlegen und Hilfen ausloten – dafür wollen der WEISSE RING und juuuport sensibilisieren. Wer Opfer von Cybermobbing geworden ist, findet beim WEISSEN RING Hilfe: Die 3.200 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins leisten menschlichen Beistand und lassen Opfer und Angehörige in der schwierigen Situation nicht alleine. Sie begleiten bei Gängen zur Polizei oder zu Gerichten, um durch ihre Anwesenheit als Vertrauensperson zu unterstützen. Darüber hinaus vermittelt der WEISSE RING finanzielle Hilfen und nimmt seine Lotsenfunktion wahr, um weitergehende Unterstützung zu vermitteln. Auch die juuuport-Scouts unterstützen online um Rat fragende Jugendliche mit praktischen Tipps und geben Halt. Darüber hinaus verweisen sie auf die bundesweit 420 Außenstellen des WEISSEN RINGS und auf dessen bundesweites und kostenloses Opfer-Telefon, das täglich unter der Rufnummer 116 006 von 7 bis 22 Uhr erreichbar ist. „Wichtig ist beim Thema Cybermobbing aber auch Prävention, denn Vorbeugung ist der beste Opferschutz“, sagt Bianca Biwer. Der WEISSE RING und juuuport sind auf diesem Feld sehr aktiv, geben Verhaltenstipps und sprechen auch gezielt junge Menschen an. Beide Organisationen nehmen daher besonders die Schulen in die Pflicht: Diese müssten auch beim Thema Cybermobbing ihrem umfassenden Bildungs- und Erziehungsauftrag nachkommen. Schließlich sei die Schule maßgeblich für eine gelungene Sozialisation junger Menschen mit verantwortlich. „Dazu gehört auch die Schaffung geeigneter, auf gegenseitigem Respekt beruhender Rahmenbedingungen, um Mobbern von vorne herein keine Chance zu geben“, betonen Biwer und Mosler gleichermaßen.