WEISSER RING: Gewalt gegen Kinder darf nicht toleriert werden

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Tag der gewaltfreien Erziehung stellt Recht der Kinder auf Unversehrtheit in den Fokus

 

Der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, fordert zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April dazu auf, Gewalt gegen Kinder nicht zu tolerieren. „Schläge, Drohungen, Erniedrigungen, Misshandlungen oder auch Vernachlässigungen von Kindern sind in Familien in Deutschland leider noch immer Realität“, sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. Dabei sei das Recht von Kindern auf eine gewaltfreie Erziehung, bei der sich jede Form von körperlicher oder seelischer Gewalt verbiete, fest im deutschen Recht verankert. Biwer verweist auf den Paragraphen 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, in dem es heißt: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“


Laut aktueller Polizeilicher Kriminalstatistik, die Auskunft über offiziell gemeldete Straftaten gibt, wurden im Jahr 2014 in Deutschland über 3.600 Fälle von Kindesmisshandlung erfasst. Dabei registrierte die Polizei insgesamt über 4.200 Opfer. Da es sich bei Gewalt gegen Kindern oft um Gewalt innerhalb der Familie und damit im sogenannten sozialen Nahbereich handelt, ist die Dunkelziffer hoch. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist vielschichtig und komplex. Dementsprechend schwierig kann es sein, über erlebtes Leid zu sprechen und gegebenenfalls sogar Hilfsangebote wahrzunehmen: emotionale Bindung, ausgeübter Druck oder auch das elterliche Machtverhältnis – all dies kann zu den komplexen Gründen beitragen, sich nicht zu öffnen. Kinder schweigen, weil sie zu hilflos sind, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen. Oder weil sie Scham oder Angst vor Konsequenzen haben und noch mehr Bestrafung seitens der Eltern fürchten.


Wie Bundesgeschäftsführerin Biwer betont, ist auch Verharmlosung von Gewalt gegen Kinder seitens der Eltern ein Problem. „Ein kleiner Klaps schadet doch nicht! Strafe muss sein, wer bringt denn dem Kind sonst Manieren bei? – solche Rechtfertigungen dienen manchen Eltern  dazu, Unrecht vor sich selbst und anderen zu legitimieren und das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen“, so Biwer. Auch diese vorgeschobenen Gründe änderten  aber nichts daran, dass gerade Kinder besonders schutzbedürftig seien. Dass gerade auch sie noch Jahre nach erlebtem Leid unter körperlichen und seelischen Folgen litten und sich mühsam in ein normales Leben zurückkämpfen müssten.


Der WEISSE RING fordert zum Tag der gewaltfreien Erziehung dazu auf, das Thema in den öffentlichen Fokus zu stellen und nicht wegzuschauen, wenn Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird. Der Verein informiert bereits unter anderem im Internet, im Rahmen von Aktionen und mit seiner eigenen Broschüre „Gewaltfreie Erziehung“ Erziehungsberechtigte darüber, wie der Umgang mit Kindern ohne Misshandlungen und verbale Erniedrigungen gestaltet werden kann. Die rund 3.200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeiter des WEISSEN RINS stehen natürlich auch Gewaltopfern und deren Angehörigen zur Seite. Sie leisten Trost und Beistand, begleiten aber auch bei Gängen zur Polizei oder zu Behörden. Darüber hinaus vermitteln sie finanzielle Hilfen oder nehmen gegebenenfalls ihre Lotsenfunktion wahr, um weiterführende Hilfen zu organisieren. Das bundesweite und kostenlose Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS ist unter der Rufnummer 116 006 täglich von 7 bis 22 Uhr erreichbar.