Von Drohkulisse nicht einschüchtern lassen

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Der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, warnt vor einer aktuellen Telefon-Betrugsmasche: Dabei geben sich die Betrüger am Telefon gegenüber ihrem Opfer als Polizisten aus und warnen es vor einer rumänischen Diebesbande, die es angeblich auf den Angerufenen abgesehen hat. „Das Opfer wird dabei durch Penetranz und beständiges Vorgaukeln einer Notsituation in einen permanenten Alarmzustand versetzt und immer weiter eingeschüchtert", sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS.

Der Einbruch der Bande in die Wohnung des Angerufenen stehe unmittelbar bevor, so die falschen Polizisten am Telefon. Dies sei einer von den Einbrechern erstellten Liste zu entnehmen. Immer wieder, teilweise im Viertelstundentakt, wird das Oper angerufen und beispielsweise aufgefordert, in der Wohnung nach den Einbrechern Ausschau zu halten. Die Betrüger schaffen es mit einem technischen Trick, während ihres Anrufes auf dem Display des Angerufenen die Notrufnummer 110 erscheinen zu lassen. Auch alle Bank- und Kontodaten des Angerufenen seien im Besitz der Diebesbande, teilen die Betrüger dem Opfer schließlich mit – ein Zugriff stünde unmittelbar bevor. Um sich schützen, solle der Angerufene schnellstmöglich zur Bank gehen, Geld abheben und es dann zurück in der Wohnung übergangsweise einem Polizeikurier in Zivil übergeben.

„Ganz bewusst lassen die Betrüger die Lage immer weiter eskalieren, um das entkräftete und verunsicherte Opfer zum Handeln zu zwingen", sagt Biwer. „Gleichgültig nehmen sie in Kauf, einen psychisch so in die Enge Getriebenen zu traumatisieren." Nach einer Tat wie dieser hätten Opfer oft darüber hinaus noch mit Scham- und Schuldgefühlen zu kämpfen, so Biwer. Dies könne es erschweren, sich Hilfe zu holen. Die Bundesgeschäftsführerin betont: Dass die Täter erfolgreich gewesen seien, habe nichts mit Unwissenheit oder Dummheit ihrer Opfer zu tun. Vielmehr sei seitens der Täter großer Aufwand betrieben und viel kriminelle Energie in Vorbereitung und Umsetzung des Plans gesteckt worden. „Die Betrüger wollen mit aller Kraft seriös erscheinen und schaffen es auf diese Weise, Opfer noch zusätzlich zu manipulieren", sagt Biwer

Wer es mit Droh- und Warnanrufen zu tun bekommt, sollte sich vor aufgebauten Drohkulissen nicht einschüchtern lassen und auf keinen Fall sensible Daten wie Kontonummern und Geldkarten-Kennungen herausgeben. Ganz wichtig ist, beim Telefonat den Namen des Anrufers, seine Funktion in der anrufenden Behörde oder Institution sowie gegebenenfalls seine Dienststelle abzufragen und sich zu notieren. Nach dem Gespräch sollte ein Kontrollanruf erfolgen bei der Institution oder Behörde, mit der scheinbar gerade eben gesprochen wurde. Beim Kontrollanruf sollte auf keinen Fall die im Telefon zwischengespeicherte Nummer für den Rückruf verwendet werden. Stattdessen sollte beispielsweise im Internet oder auch im Telefonbuch nachgeschaut und die auf diese Weise herausgefundene Nummer selbst eingegeben werden.

Meldet sich tatsächlich der Anrufer, mit dem gerade eben gesprochen wurde? Melden sich Kollegen, die die Existenz des scheinbaren Kollegen bestätigen können? Unter anderem diese Fragen sollten beim Kontrollanruf geklärt werden. „Oft fliegt der Betrug an dieser Stelle auf", sagt Biwer. Darüber hinaus würden seriöse Behörden und Institutionen niemals zu schnellen Bargeldtransfers drängen und unnötig Druck aufbauen. Wer das direkte Kontrollgespräch noch scheut, kann zuvor Vertrauenspersonen in die Geschehnisse einbinden. Denn Vertraute können andere Perspektiven und Meinungen einfließen lassen. Dadurch erhöht sich die Chance, Gehörtes zu hinterfragen und richtig einzuordnen. Der WEISSE RING steht Betrugsopfern mit Rat und Tat zu Seite: durch seine bundesweit 420 Außenstellen, durch sein bundesweites und kostenloses Oper-Telefon mit der Rufnummer 116 006 sowie durch die über die Website des Vereins zu erreichende Onlineberatung.