Biwer: „Cybermobbing hat gravierende Folgen für Arbeitnehmer“

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Cybermobbing – also Belästigung, Bedrängung und Diffamierung unter anderem im Internet, per Handy und per E-Mail – hat auch Erwachsene im Berufsalltag erreicht. Darauf macht der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, am internationalen, in Deutschland noch wenig bekannten „Behaupte-dich-gegen-Mobbing-Tag“ aufmerksam. In diesem Jahr fällt er auf den 18. November. Laut einer Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing sind in Deutschland rund eine Million Erwerbstätige von Mobbing und Cybermobbing betroffen – ein Drittel der Fälle von Cybermobbing findet laut Studie im Arbeitsumfeld statt.
 

Arbeitskollegen machen sich in E-Mails über ihr Opfer lustig, verschicken Fotos in dessen Namen oder erstellen in sozialen Netzwerken Profile, um mit falscher Identität soziale Kontakte des Opfers vor den Kopf zu stoßen, zu bedrängen oder zu bedrohen – „Cybermobbing am Arbeitsplatz hat viele Gesichter“, sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. Sie warnt vor den gravierenden Folgen, unter denen die Opfer von Cybermobbing oft leiden. Dazu gehören körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Müdigkeit und Schlaflosigkeit, aber auch Verhaltensänderungen, plötzlicher Leistungsabfall und Depressionen. „Im Extremfall kann es auch zu konkreten Suizidgedanken kommen“, so Biwer.

Durch das Internet mit seinen interaktiven Beteiligungsformen und die vielen Möglichkeiten der Smartphone-Nutzung breiten sich Beleidigungen, Diffamierungen und Drohungen schnell aus. Opfer sind den Attacken der Cybermobber kontinuierlich ausgesetzt, nicht mehr nur am Arbeitsplatz. Die Hemmschwelle für Täter ist hingegen sehr niedrig, da für eine Attacke persönliche Konfrontation mit dem Opfer nicht zwingend erforderlich ist und das Medium Internet genug Möglichkeiten bietet, die eigene Identität zu verschleiern.

Laut Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing hat Cybermobbing in der Berufswelt auch volkswirtschaftliche Folgen: Der Untersuchung zufolge sind Arbeitnehmer, die Opfer von Cybermobbing werden, im Durchschnitt sechs Tage länger krankgeschrieben als Nichtbetroffene. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten von Mobbing und Cybermobbing werden unter anderem direkt durch Krankheitsbehandlung und indirekt durch Produktionsausfälle mit 15 bis 50 Milliarden Euro beziffert.
„Wer sich vor Cybermobbern möglichst gut schützen will, sollte gut abwägen, welche Daten er in der digitalen Welt preisgibt und wer diese Daten beispielsweise aus dem beruflichen Umfeld einsehen kann“, sagt Bianca Biwer. Generell empfiehlt die Bundesgeschäftsführerin einen sensiblen und zurückhaltenden Umgang mit eigenen Daten, um Tätern von vorn herein wenig Angriffsfläche zu bieten. Dazu zählt beispielsweise, in sozialen Netzwerken die Privatsphäre-Einstellungen so festzulegen, dass das eigene Profil mit hochgeladenen Fotos und Videos nicht für jeden sofort einsehbar ist.

Opfer von Cybermobbing sollten die Situation auf keinen Fall hinnehmen. Es gilt, schnell zu reagieren, Cybermobbing-Attacken gegebenenfalls Vorgesetzten oder anderen Stellen im Betrieb oder bei Erfüllung eines Straftatbestandes auch der Polizei zu melden. Wichtig ist auch, sich Hilfe zu holen. Der WEISSE RING steht Opfern von Cybermobbing mit Rat und Tat zur Seite: Die 3.200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeiter des Vereins geben Trost und leisten Beistand, begleiten aber auch bei Gängen zur Polizei oder zu Behörden. Darüber hinaus vermitteln sie schnell und unkompliziert materielle Hilfen und nehmen ihre Lotsenfunktion wahr, um Hilfesuchende im Netzwerk des WEISSEN RINGS weiterzuvermitteln. Das bundesweite und kostenlose Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS ist unter der Rufnummer 116 006 an allen sieben Wochentagen von 7 bis 22 Uhr erreichbar. Im Sommer 2016 hat der Verein darüber hinaus eine Onlineberatung eingerichtet, um einen weiteren anonymen Zugang zu den Hilfen des Vereins zu ermöglichen.