Biwer: „Neues Gesetz bietet Opfern mehr Schutz"

Der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, begrüßt das heute in Kraft getretene Gesetz, das Stalking-Opfer besser absichern soll. „Das neue Gesetz bietet Opfern mehr Schutz, die auf den Weg gebrachten Änderungen sind richtig", sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. „Wir haben uns schon lange für ein neues Gesetz stark gemacht, das die Rechte von Opfern psychischer Gewalt stärkt."

Bisher hing die Stalking-Strafbarkeit von der tatsächlich bewirkten Beeinträchtigung des Opfers ab. In der Regel wurde nur ein Umzug oder ein Wechsel des Arbeitsplatzes als Nachweis einer schwerwiegenden Beeinträchtigung anerkannt. „Die Strafbarkeit hing also nicht von der tatsächlich verursachten Beeinträchtigung des Opfers ab, sondern allein davon, wie das Opfer ihr zu entfliehen versuchte", sagt Biwer. Stalking-Opfer, die Drohungen und Nachstellungen des Stalkers nicht nachgeben wollten und Wohnung und Arbeitsplatz nicht wechseln konnten, seien außen vor geblieben. „Der WEISSE RING hat seit jeher gefordert: Es muss ausreichen, dass bereits die Belästigungen des Stalkers geeignet sind, die Lebensgestaltung des Opfers zu beeinträchtigen, um den Tatbestand zu erfüllen", so die Bundesgeschäftsführerin. Das neue Gesetz trage dem Rechnung: Künftig seien der Erfolg des Stalkers – und eine Änderung der Lebensumstände des Opfers – zur Ahndung der Tat nicht mehr notwendig. Die Strafbarkeit des Täters hänge nicht mehr von der Reaktion des Opfers auf die Tat ab.

Im vergangenen Jahr 2016 haben sich bundesweit mehr als 630 Stalking-Opfer an den WEISSEN RING gewandt und wurden materiell betreut. Im Vorjahr 2015 waren es ebenso viele. Die Zahl der ehrenamtlichen Hilfeleistungen des WEISSEN RINGS wie Trost, Beistand und Begleitung zur Polizei oder zu Gerichtsterminen ist noch einmal bedeutend höher, wird vom Verein aber statistisch nicht exakt erfasst.

Auch am Opfer-Telefon, das der WEISSE RING unter der bundesweiten und kostenlosen Rufnummer 116 006 betreibt, war Stalking im vergangenen Jahr sehr präsent: Insgesamt führten die ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opfer-Telefonberater 2016 rund 14.100 Gespräche. Rund zwölf Prozent dieser Telefongespräche behandelten das Thema Nachstellung und Stalking.