WEISSER RING kritisiert unbefriedigende psychotherapeutischen Versorgungslage
Immer noch müssen Kriminalitätsopfer zu lange auf einen Therapieplatz warten, konstatiert der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer. „An der schlechten psychotherapeutischen Versorgungslage hat sich nichts geändert", sagte Roswitha Müller-Piepenkötter, Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS. Immer noch liege die Wartezeit auf einen Therapieplatz im Normallfall bei mehreren Monaten. Für Opfer sei dies dramatisch. „Sie kämpfen nach einer Tat mit enormen psychischen Belastungen", betonte Müller-Piepenkötter. „Ihnen hilft eine früh einsetzende Therapie, diese Belastungen zu reduzieren oder ganz zu verarbeiten." Der WEISSE RING fordert mehr spezialisierte Therapeutinnen und Therapeuten und spezifische Angebote für komplex traumatisierte Betroffene.
Diese Feststellungen der Opferhilfeorganisation anlässlich des 26. Mainzer Opferforums 2018 werden in einer BPtK‐Studie „Wartezeiten 2018" , die die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) ein Jahr nach der Reform der Psychotherapie‐Richtlinie veröffentlichte, bestätigt. Traumatisierte Betroffene warten immer noch viel zu lange auf eine psychotherapeutische Behandlung: Von der ersten Anfrage beim Psychotherapeuten bis zum Beginn der Behandlung vergehen etwa 20 Wochen.
Dieser Zustand ist unbefriedigend. Je früher traumatisierte Opfer Hilfe erhalten, desto besser können sie das Erlebte in ihre Biografien integrieren und sich gute Lebensperspektiven aufbauen. Der WEISSE RING fordert von der Bundesregierung daher die schnelle Umsetzung der seit Jahren überfälligen Reform des Opferentschädigungsgesetzes (OEG). Opfer brauchen Anerkennung und Respekt.
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