Vorweihnachtszeit ist Langfingerzeit

 

Damit das vorweihnachtliche Treiben auf dem Weihnachtsmarkt nicht mit Verlust, Frustration und unnötigen Behördengängen endet, ist Vorsicht geboten. Denn Taschendiebe schlagen gern dort zu, wo viele Menschen unterwegs sind – und im dichten Gedränge auf den Weihnachtsmärkten fühlen sie sich fast schon traditionell besonders wohl. Dabei bedienen sich die Täter auch perfider Tricks.

Prinzipiell erfreulich ist aus Sicht des WEISSEN RINGS, dass die polizeiliche Kriminalstatistik für 2017 in der Deliktgruppe Taschendiebstahl einen Rückgang der dort registrierten Straftaten um fast 23 Prozent ausweist. Dennoch sind im vergangenen Jahr mehr als 127.000 Menschen Opfer eines Taschendiebstahls geworden. Und vonseiten der Polizei wird nicht umsonst immer wieder betont, dass Langfinger bei Glühwein, Budenzauber und Lichterglanz Hochkonjunktur haben. Unverändert schlecht ist zudem die Aufklärungsquote in dieser Deliktgruppe: Nur in 6,4 Prozent der Fälle können die Behörden die Täter ermitteln.

 

Um sich Ärger zu ersparen, sollte man also bereits vor dem Besuch des vorweihnachtlichen Trubels ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Geldbörsen oder Wertsachen wie Smartphones sollten idealerweise in einer verschließbaren Innentasche der Oberbekleidung direkt am Körper verstaut werden. Handtaschen sollten stets geschlossen sein, hilfreich ist zudem, diese vor dem Bauch zu tragen, sodass man sie stets im Auge haben kann. Hat die Tasche einen Schulterriemen, sollte dieser quer über den Oberkörper getragen werden – so können Diebe die Tasche nicht entreißen. Und: „Man sollte auch in dichtem Gedränge aufmerksam bleiben und, wenn möglich, eine Hand an den Wertsachen haben", sagt Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender des WEISSEN RINGS. Der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamts betont: „Wichtig ist auch, sich von das Gespräch suchenden Fremden nicht ablenken zu lassen. Das hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun, sondern ist reine Vorsichtsmaßnahme."

 

Denn oftmals gehen die Täter, die in der Regel im Team auftreten, trickreich vor. Den typischen Taschendieb gibt es laut Polizei im Übrigen nicht – dafür aber einige Tricks, die sie gern anwenden. Eine Masche ist etwa, ahnungslose Marktbesucher um Hilfe zu bitten, sie etwa nach dem Weg zu fragen. Während das Opfer Auskunft gibt, nutzt ein Komplize des vermeintlich Hilfesuchenden den Moment der Ablenkung, greift zu und verschwindet in der Menge. Eine andere Masche ist der Fleckentrick. Ein Komplize des Täters beschmutzt die Oberbekleidung des Opfers mit Senf oder Glühwein. Der eigentliche Täter macht das Opfer auf die Verschmutzung aufmerksam und hilft bei der Reinigung. Dabei erfolgt der Griff in die Tasche. Auch wer darum gebeten wird, Geld zu wechseln, sollte besonders aufmerksam sein. Denn wenn der hilfsbereite Weihnachtsmarktbesucher seine Geldbörse gezückt hat, um dem Täter einen Gefallen zu tun, könnte dieser dem Opfer das Portemonnaie entreißen, um anschließend blitzschnell in der Menge unterzutauchen.

Wer merkt, dass er gerade bestohlen werden soll, sollte laut um Hilfe rufen und so andere Besucher auf sich aufmerksam machen. Wer bereits Opfer geworden ist, sollte sich an die Polizei wenden. Im Falle des Verlustes von EC- und Kreditkarten sind diese unverzüglich zu sperren. Das geht telefonisch unter der Rufnummer des zentralen Sperrnotrufs 116 116.

Und auch der WEISSE RING hilft Opfern von Taschendiebstahl. Die mehr als 3.000 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeiter des Vereins leisten Beistand, begleiten zur Polizei oder zu Gericht und helfen beim Beantragen von Entschädigungsleistungen. Darüber hinaus vermitteln sie auch schnell und unkompliziert materielle Hilfen und nehmen ihre Lotsenfunktion wahr, um weitergehende Unterstützung zu organisieren. Wer also durch einen Taschendiebstahl in eine akute Notlage gerät, kann sich bundesweit täglich zwischen 7 und 22 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 116 006 an das Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS wenden.

Foto Titel: fotolia Gerhard Seybert

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