Weniger Straftaten, aber höhere Opferzahlen – WEISSER RING fordert jährlichen Opferlagebericht
3,4 Prozent weniger Straftaten: Die Kernbotschaft der jüngsten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die Bundesinnenminister Horst Seehofer am Dienstag vorgestellt hat, bildet aus Sicht der Opferhilfeorganisation WEISSER RING durchaus einen positiven Trend ab. „Erneut hat die Zahl der durch die Behörden festgestellten Straftaten abgenommen. Dennoch weist die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr auch eine Negativentwicklung aus: So ist bei den Zahlen zu den Opfern von Kriminalität nach einem geringfügigen Rückgang 2017 im jetzigen Berichtsjahr ein relevanter Anstieg zu verzeichnen", sagte Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender des WEISSEN RINGS.
2018 wurden für die PKS 1.025.241 Opfer gezählt, 2017 waren es noch 1.008.510 – das entspricht einem Anstieg um 1,7 Prozent. Dabei sind überdurchschnittlich mehr Frauen als Betroffene von Straftaten verzeichnet worden (plus 2,5 Prozent). „Auch der WEISSE RING hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Opfer registriert als noch 2017", sagte Ziercke und verwies auf einen Anstieg der von der Organisation im vergangenen Jahr materiell betreuten Fälle um 17 Prozent bundesweit.
Der Vorsitzende des WEISSEN RINGS begrüßte die Ankündigung von Holger Münch, dem Präsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), künftig alle zwei Jahre einen Viktimisierungssurvey zu erarbeiten, wie er auszugsweise bei der Vorstellung der PKS 2018 präsentiert worden war. Mit dieser repräsentativen Umfrage soll nach Angaben des BKA herausgefunden werden, wie „sich die Lebenssituation und die Sicherheit im Alltag der Menschen seit 2012 einschließlich der nicht angezeigten Straftaten entwickelt" habe. Zwar habe sich laut Bundeskriminalamt die Anzeigebereitschaft gegenüber 2012, dem Jahr der ersten Opferbefragung, nicht verändert, „was den Schluss zulässt, dass auch das Dunkelfeld konstant geblieben ist".
Dennoch müsse man diesen grundsätzlich richtigen Ansatz zwingend weiter vertiefen, um noch regelmäßiger noch präzisere Erkenntnisse zum Dunkelfeld und über die Bedürfnisse der Opfer von Terror und Gewalt zu gewinnen. Besonders im Bereich der Delikte von Cyberkriminalität, häuslicher Gewalt – auch gegen Männer – und Stalking sei von einer sehr hohen Dunkelziffer auszugehen. „Aus diesen Gründen fordert der WEISSE RING von der Bundesregierung einen Bericht zur Lage von Kriminalitätsopfern in Deutschland, der dann zeitgleich mit der PKS jährlich der Öffentlichkeit vorgelegt wird. Unsere Forderung wird vom Bund Deutscher Kriminalbeamter unterstützt", betonte Ziercke.