Welttag gegen Misshandlung älterer Menschen
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen, des reduzierten Bewegungsradius und des Zusammenlebens auf engem Raum kann es in Zeiten der Corona-Pandemie verstärkt zu häuslicher Gewalt kommen. Gerade ältere Menschen haben in unserer Gesellschaft wenig Fürsprecher. Pflegebedürftige Senioren sind häufig auf sich allein gestellt und ihrem Umfeld schutzlos ausgeliefert. Auch in der Corona-Krise ist es nach wie vor ein Tabu über Gewalt gegen ältere Menschen zu sprechen.
Daran erinnert der WEISSE RING zum Welttag gegen Diskriminierung und Misshandlung älterer Menschen am 15. Juni. Ins Leben gerufen wurde der Welttag 2011 von den Vereinten Nationen.
Die Tathandlungen reichen von emotionaler Vernachlässigung über finanzielles Ausbeuten bis hin zu schweren körperlichen und psychischen Übergriffen – und eine Vielzahl der Fälle wird erst gar nicht bekannt. Doch niemand sollte Vernachlässigung, Misshandlung, Beschimpfung oder körperlichen Einschränkungen ausgesetzt sein. Die Auslöser für Überreaktionen und Gewaltanwendungen sind oftmals in der Überforderung der pflegenden Verwandten zu finden. Doch Misshandlungen oder Vernachlässigungen in der häuslichen Pflege bleiben meist unsichtbar.
Gewalt gegen ältere Menschen in Pflegeheimen etwa ist einer der wenigen Tatbestände, die in die Öffentlichkeit gelangen. Durch die Kontaktverbote während der Corona-Pandemie hatten Angehörige oder Bekannte oftmals keinen oder kaum Zugang zu den Bewohnern von Pflegeeinrichtungen, sodass auch von dieser Seite keine kritischen Stimmen auf eventuelle Missstände aufmerksam machen konnten.
Wer im Alter Gewalt erfährt, ist in vielen Fällen nicht in der Lage, sich Hilfe zu suchen. Darüber hinaus verspüren viele Senioren Scham, überhaupt über ihr Leiden zu sprechen - dabei gibt es deutschlandweit ein Netz an Unterstützungseinrichtungen gerade bei häuslicher Gewalt. Auch der WEISSE RING hält eine Reihe von Beratungs- und Hilfsangeboten für gewaltbetroffene ältere Menschen vor. So können sich Senioren oder deren Angehörige – auch anonym – unter der Telefonnummer 116 006 an das Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS wenden. Das Angebot ist bundesweit verfügbar, kostenfrei und täglich von 7 bis 22 Uhr zu erreichen. Darüber hinaus bieten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des WEISSEN RINGS in einem persönlichen Gespräch in einer der bundesweit 400 Außenstellen Rat und Tat sowie menschlichen Beistand an.
Weitere Hilfsangebote:
- pflegen-und-leben: Psychologische Online-Beratung für pflegende Angehörige und persönliche Video-Chat-Beratung
- Bündelung wichtiger Informationen durch die Verbraucherzentrale: Hier werden Betroffene und Angehörige über ihre Möglichkeiten aufgeklärt, wenn Betreuungsleistungen ausfallen
- Telefonische Beratung/Sprechstunde Pflege in Not (Rufnummer: 030 69 59 89 89 montags bis freitags 10 bis 16 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr)
- Telefonische Beratung von pflege.de: Pflegende Angehörige erhalten hier die wichtigsten Informationen zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die häusliche Pflege sowie Praxis-Tipps für den Pflegealltag (Rufnummer: 040 874 099 22, montags bis freitags 8 bis 19 Uhr)