Forum Opferhilfe 03/2021: „Un-Sichtbar?!“

Wenn Kriminalitätsopfer vor Gericht aussagen, erleben sie oft Erschütterndes. Sie werden nicht nur erneut mit dem Täter und seiner Tat konfrontiert – sie müssen hinnehmen, dass alle Aufmerksamkeit dem Täter gilt. Sie selbst kommen allenfalls am Rande vor. Als Opferzeugen. Als Beweismittel.

Mit der neuen Ausgabe unseres Magazins „Forum Opferhilfe“ möchten wir gern den Blick auf die Opfer lenken. Wir haben deshalb einen Reporter nach Volkmarsen und nach Kassel geschickt, wo zurzeit der Mordprozess gegen den Mann läuft, der am Rosenmontag 2020 seinen Kombi in den Karnevalsumzug lenkte und 154 Menschen verletzte. In unserem Text spielt dieser Mann keine Rolle. Es geht allein um die Betroffenen: wie es ihnen geht, wie sich ihr Leben verändert hat, welche Wünsche sie haben.

Wir sprachen auch mit Debra Tate, der Schwester der 1969 ermordeten Hollywood-Schauspielerin Sharon Tate. Ihre Familie wollte den Medienzirkus um die Täter nicht hinnehmen – und veränderte das amerikanische Rechtssystem. Wir befragten Annette Ramelsberger, Gerichtsreporterin der „Süddeutschen Zeitung“. Sie sagt: „Die Opfer sind so viel interessanter als die Täter!“ Und wir besuchten Jutta und Werner Käding, die 1999 ihren Sohn durch eine Gewalttat verloren. „Ausschließlich um ihn ging es“, so erinnert sich heute noch Werner Käding an den Prozess gegen den Mann, der seinen Sohn erschlug: „Es wurde alles gesucht, was für den Täter spricht.“ „Deplatziert“ hätten er und seine Frau Jutta sich als Eltern des Opfers vor Gericht gefühlt. Dabei hätten sie doch lebenslänglich bekommen. Der Täter bekam zehn Jahre.

Werner und Jutta Käding, die sich im Mordprozess nach dem Tod ihres Sohnes so deplatziert fühlten, engagieren sich heute übrigens im WEISSEN RING. Sie helfen Opfern – weil sie wissen, was es heißt, Opfer zu sein.

Die aktuelle Ausgabe von „Forum Opferhilfe“ finden Sie hier in der digitalen Fassung. Schreiben Sie an redaktion@weisser-ring.de, wenn Sie das Magazin kostenfrei abonnieren möchten.

P. S.: Sie können die Texte auch auf unserer neuen Website lesen – denn was nicht im Internet stattfindet, hat heute eigentlich gar nicht mehr stattgefunden. Schauen Sie doch mal vorbei unter www.forum-opferhilfe.de

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