Opfer-Telefon feiert Jubiläum: Opfer von Straftaten bekommen Hilfe unter der Rufnummer 116 006
116 006 – unter dieser Rufnummer finden Opfer von Straftaten bundesweit seit fünf Jahren beim WEISSEN RING Hilfe. Über 76.000 Hilfsgespräche mit fast 500.000 Gesprächsminuten wurden seit Bestehen der Rufnummer Anfang September 2010 bis zum Ende des ersten Halbjahres 2015 geführt. Damit haben die Opfer-Telefonberater umgerechnet 345 Tage durchgängig am Telefon verbracht, um Menschen in Notlagen zur Seite zu stehen – das sind 49 Wochen oder fast ein ganzes Jahr.
„Das Opfer-Telefon ist eine kostenlose, anonyme und unkomplizierte Möglichkeit, in einer Notsituation Hilfe zu bekommen“, sagt Roswitha-Müller Piepenkötter, Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS. Die 116 006 stehe vor allem für menschlichen Beistand. „Die Berater hören zu und geben Orientierung“, sagt Müller-Piepenkötter. „Sie unterstützen Anrufer, Tatfolgen unmittelbar zu bewältigen und Schritt für Schritt einen Ausweg zu finden.“ Dazu gehöre, Opfer nach dem Gespräch an Stellen weiterzuvermitteln, bei denen sie persönliche Hilfen bekommen, beispielsweise Trauma-Ambulanzen oder die bundesweit 420 Außenstellen des WEISSEN RINGS. Die mittlerweile 91 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeiter des Opfer-Telefons sind an allen sieben Wochentagen von 7 bis 22 Uhr im Einsatz. Sie arbeiten in Drei-Stunden-Schichten von zu Hause aus, bis zu drei Berater sind gleichzeitig aktiv. Die Ehrenamtlichen kommen vorwiegend aus dem Rhein-Main- sowie aus dem Ruhrgebiet. Rund 350 Mal pro Woche wird telefonisch beraten. Im vergangenen Jahr waren es knapp 18.000 Gespräche. Einige Deliktsarten laufen besonders häufig beim Opfer-Telefon auf: Körperverletzung, Nachstellung und Stalking, sexueller Kindesmissbrauch und Vergewaltigung gehören zu den am meisten thematisierten Straftaten. Auch über Nötigung und Bedrohung, Raub und Diebstahl wird oft gesprochen. Beraten wurde aber auch bei Mord, Totschlag, Geiselnahme und Menschenhandel. „Oft können oder wollen Opfer aus verschiedensten Gründen nicht mit ihnen vertrauten Personen über begangenes Unrecht reden“, sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin WEISSEN RINGS, die auch selbst bereits für den Verein als Opfer-Telefonberaterin tätig war. Das Opfer-Telefon biete eine gute Alternative: Die Neutralität und die gute Ausbildung der Berater sowie die Möglichkeit zur anonymen Kontaktaufnahme bedeuteten Schutz und die Sicherheit, dass mit Erzähltem vertraulich und professionell umgegangen werde. Hohe soziale Kompetenz, psychische Stabilität, kommunikatives Geschick und die Fähigkeit, Sachverhalte schnell zu erfassen gehören zu den Grundvoraussetzungen für den Einsatz als Opfer-Telefonberater. Erst muss ein Auswahlverfahren durchlaufen werden, danach bekommen die angehenden Berater eine umfangreiche, kostenlose Ausbildung über Inhalte der Opferhilfe und über Gesprächsführung am Telefon. Auch die Praxis kommt nicht zu kurz. So müssen die Berater zu Trainingszwecken am Telefon simulierte Opfergespräche durchführen. Später, im Einsatz, nehmen sie an monatlichen Mitarbeitertreffen teil. Nicht nur in Deutschland bekommen Kriminalitätsopfer unter der 116 006 Rat und Hilfe. Auch Tschechien, Kroatien, Österreich, Dänemark, die Niederlande betreiben unter dieser Rufnummer seit fünf Jahren ihre jeweiligen nationalen Opfer-Telefondienste und helfen Notleidenden im jeweiligen Land.