„Master of Mütze“
oder: Wenn die letzte Masche fällt
Die Häkelhelden, das sind Tim Pittelkow und Carsten Crämer. Pittelkow ist Hubschrauberpilot bei der Polizeifliegerstaffel Nordrhein- Westfalen, Crämer fliegt als Operator mit. Ab Mai 2012 haben sie mit ihrem Projekt den WEISSEN RING unterstützt und waren als Botschafter aktiv. Sie häkelten Mützen - selbst und gemeinsam mit anderen. Von dem Verkauf dieser Mützen ging ein Teil der Einnahmen an die Opferhilfeorganisation. Nun, nach über sechs Jahren, muss das Projekt Häkelhelden aus beruflichen und persönlichen Gründen auf Eis gelegt werden. Ein Schritt, der den beiden Initiatoren nicht leichtgefallen ist.
„Helfen kann so lässig sein!“ Unter diesem Motto habt ihr die Häkelhelden vor über sechs Jahren gegründet. Wie kamt ihr auf die Idee?
Wir haben als Polizisten den WEISSEN RING kennen und schätzen gelernt. Wo unsere Arbeit endet, müssen wir leider oft Menschen in einer Situation zurücklassen, in der sie weitere Hilfe brauchen. Dort war der WEISSE RING mit seinen Helfern oft zur Stelle und hat die Opfer aufgefangen und eine helfende Hand gereicht. Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, diese tolle und wertvolle Arbeit zu unterstützen.
Als wir aus einer Trendlaune heraus begannen, die angesagten Beanie-Mützen zu häkeln und Familie und Freunde versorgt hatten, kam uns die Idee, diese Beanies über das Internet zu vertreiben. Da wir aber damit kein echtes Business aufbauen wollten, dachten wir uns, dass es eine schöne Idee wäre, wenn die Käufer mit dem Erwerb der Mütze gleichzeitig etwas Gutes tun könnten. Da kam uns die Idee, den Gewinn an den WEISSEN RING zu spenden.
Hättet ihr damals gedacht, dass die Häkelhelden so erfolgreich werden?
Was wir mit dem Projekt auslösen würden, war uns am Anfang nicht klar. Die Idee schlug unfassbar gut ein und so wuchs aus einer Idee eine echte Marke, die in fester Verbindung zum WEISSEN RING schnell an Bekanntheit gewann. Uns war neben dem Spenden vor allem wichtig, dass in der jüngeren Generation der Verein wieder an Bekanntheit gewinnt. Vielen jungen Leuten, die wir mit den Beanies erreichten, war die Tatsache, dass es eine Organisation wie den WEISSEN RING gibt, gar nicht bekannt. In vielen Gesprächen auf unseren Aktionen quer durch Deutschland konnten wir so als Botschafter ein Teil der Organisation sein, die uns im Polizeidienst so oft weitergeholfen hatte.
Ihr habt im Knast gehäkelt, seid quer durch Deutschland gereist, habt mit einer Patchwork-Häkeldecke ein Fußballfeld gefüllt und 2018 sogar ein Modell- Stadion mit gehäkelten Amigurumi-Figuren besetzt: Alles, um auf das Thema Opferhilfe aufmerksam zu machen. Welche Momente oder Begegnungen sind euch besonders in Erinnerung geblieben?
Tim Pittelkow: Die Ernennung zu echten Botschaftern des WEISSEN RINGS hat uns unglaublich stolz gemacht. Wir haben zwar schon die ganze Zeit von uns selbst aus diese Tätigkeit wahrgenommen, aber unter berühmten Personen, wie TV-Größen und Sportlern, einen Platz als offizielle Botschafter zu bekommen, war besonders.
Das öffentliche Interesse an den häkelnden Piloten war von Beginn an groß. So erinnere ich mich noch, wie nach drei Monaten bereits ein Artikel in einer großen deutschen Zeitung erschien und ich stolz mehrere Exemplare, für die ganze Familie, am Kiosk kaufte.
Carsten Crämer: Besonders für mich war die Nominierung zum Deutschen Engagementpreis. Dort muss man einem Gremium vorgeschlagen werden, welches entscheidet, ob man überhaupt auf die Kandidatenliste kommt. Das zeigte, dass unser Einsatz sehr wertgeschätzt wird. In der Zeit durften wir aber auch im Fernsehen auftreten und über das Projekt berichten. Sogar ins Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurden wir eingeladen.
Nun fällt quasi die letzte Masche, wie man im Häkel-Jargon sagt...
Für uns ist der WEISSE RING nach wie vor wie ein großer Bruder: Gerade mal ein paar Jahre älter als wir, ist er den entscheidenden Kopf größer, wenn man auf dem Schulhof mal Ärger mit den Rüpeln hat. Er steht einem zur Seite, wenn alles zusammenzubrechen scheint. Mit einem Bruder wie dem WEISSEN RING kann man einfach alles irgendwie durchstehen.
„Manchmal muss ein Mann einfach tun, was ein Mann tun muss – häkeln zum Beispiel.“
Tim Pittelkow und Carsten Crämer
Ihr habt zu Projektbeginn einen denkwürdigen Satz gesagt: „Manchmal muss ein Mann einfach tun, was ein Mann tun muss – häkeln zum Beispiel.“ Was macht ein Mann denn nun ohne Häkelnadel?
Ja, die Maschen sind gezählt. Aber auch wenn dieses Kapitel abgeschlossen ist, so ist das Buch noch lange nicht beendet. Wir nehmen uns jetzt erstmal Zeit, um alles Erlebte zu verarbeiten, mehr Zeit mit unseren Freunden und der Familie zu verbringen und um dann mal zu schauen, wie es weitergeht. Der WEISSE RING wird uns weiterhin begleiten. Ob es ein neues Projekt gibt oder wir uns anderweitig im Verein engagieren, wird sich dann zeigen.
Obwohl dieses Projekt gerade sein Ende findet, schwirren schon wieder so viele neue Ideen in unseren kreativen Köpfen herum, sodass man mit Sicherheit wieder von uns hören wird. Wir hoffen, der WEISSE RING sieht das als Versprechen, nicht als Drohung, und unterstützt uns dabei genauso großartig wie bei den Häkelhelden.