„Der Anruf selbst ist für Betroffene das wichtigste. Den Mut zu haben, sich jemandem anzuvertrauen, ist der erste Schritt zur Hilfe.“
Ulla Heil, Beraterin am Opfer-Telefon
Opferhilfe ist ein sehr herausforderndes Thema. Warum haben Sie sich für dieses Ehrenamt entschieden?
Den Wunsch ein Ehrenamt zu übernehmen, hatte ich schon sehr lange. Ich wollte helfen. Mir war aber unklar, in welchem Bereich ich tätig sein wollte. Dann habe ich eine Anzeige vom WEISSEN RING gelesen, die Opfer-Telefon-Berater gesucht haben. Es gab ein konkretes Aufgabengebiet und einen klaren Zeitumfang. Das hat mich überzeugt.
Was ist die größte Herausforderung bei der Arbeit am Opfer-Telefon?
Akzeptieren zu müssen, dass die Opferhilfe, die wir telefonisch für Kriminalitätsopfer leisten können, auch Grenzen hat. Besonders, wenn Menschen anrufen, denen es nicht gut geht, die Lebenskrisen erlitten haben, aber die Tatumstände nicht in unser Aufgabengebiet fallen, weil es keine Straftaten sind. In diesen Fällen vermitteln wir als Lotse im Hilfsnetzwerk an andere Stellen wie zum Beispiel die Telefonseelsorge weiter.
Welcher Moment ist für Sie im Gespräch mit einem Anrufer der wichtigste?
Der Anruf selbst ist für Betroffene das wichtigste. Den Mut zu haben, sich jemandem anzuvertrauen, ist der erste Schritt zur (Selbst-)Hilfe. Durch konzentriertes Zuhören und das gemeinsame Erörtern von möglichen Lösungen, helfen wir den Opfern sich selbst aus einer schweren Situation zu befreien. Der Satz „Danke, mir geht es nun besser“, macht mich glücklich!
Was haben Sie aus Ihrer Zeit beim Opfer-Telefon für sich persönlich mitgenommen?
Inzwischen bin ich seit mehr als dreieinhalb Jahren beim Opfer-Telefon. Durch die Ausbildung und das sehr genaue Zuhören, habe ich gelernt auch mir selbst zuzuhören. Mich persönlich abzugrenzen und Nein zu sagen, wenn Dinge mir nicht gut tun und mich belasten. Das ist für mich eine gesunde Bereicherung.