„Nicht alle Menschen in Deutschland haben das Glück, ein sorgenfreies Leben zu führen. Sich dessen bewusst zu werden, diesen Menschen ein wenig zu helfen und das eigene Glück bewusster zu genießen, ist mein ganz persönlicher Gewinn.“

Andreas G., Berater am Opfer-Telefon

 

 

Was bietet das Opfer-Telefon, was andere Anlaufstellen nicht bieten?

Das Opfer-Telefon ist die einzige telefonische Anlaufstelle, die sich grundsätzlich allen Facetten aus dem Bereich der Opferhilfe widmet. Andere Helplines sind spezialisierter, und oftmals auch nicht bis 22:00 Uhr am Abend und am Wochenende zu erreichen. Wir sind 365 Tage im Jahr von 7 bis 22 Uhr erreichbar.

Opferhilfe ist ein sehr herausforderndes Thema. Warum haben Sie sich genau für dieses Ehrenamt entschieden?

Ich bin als Jugendlicher 1976 im Rahmen der Fernsehsendung  „Aktenzeichen XY … ungelöst“ auf den WEISSEN RING aufmerksam geworden. Der Moderator Eduard Zimmermann stellte die Notwendigkeit und die Zielsetzung des Vereins vor. Das hatte mich damals schon sehr beeindruckt. Erinnert habe ich mich dann Jahrzehnte später als ich einen Werbespot im TV gesehen haben. Noch am gleichen Abend habe ich mich per Internet beworben. Da ich noch berufstätig bin, ist die Tätigkeit des Opferberaters am Telefon  ideal, da ich von Zuhause nach Geschäftsschluss arbeiten kann. Damit kann ich nach Berufsjahren und (Mit-)Kindererziehung meinen Wunsch, der Gesellschaft etwas zurück zu geben, realisieren.

Was haben Sie aus Ihrer bisherigen Zeit beim Opfer-Telefon für sich persönlich mitgenommen?

Es gibt gesellschaftliche Bereiche in denen vielfältige und vielschichtige Hilfe gebraucht wird. Nicht alle Menschen in Deutschland haben das Glück, ein sorgenfreies Leben zu führen. Sich dessen bewusst zu werden, diesen Menschen ein wenig zu helfen und das eigene Glück bewusster zu genießen, ist mein ganz persönlicher Gewinn. Leider gehören auch Momente der Ohnmacht dazu, wenn einem als Berater die Hände gebunden sind.

Was ist die größte Herausforderung dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Das vollständige emotionale, intellektuelle und themenbezogene Eingehen auf den Anrufer, der Hilfe braucht. Migrationshintergrund, Krankheit, Sprache, Ausdruck, Emotionen, um nur einige Beispiele zu nennen, fordern den Opferberater aufs Ganze. Er muss sich auf das ganz persönliche Leid und Umfeld des Anrufers einstellen. Nur dann kann umfassende Hilfe und im geringsten Fall vielleicht auch nur Trost durch Zuhören geschenkt werden.