Jedes Kind hat Rechte

Die UN-Konvention über die Rechte des Kindes wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Sie garantiert jedem Kind auf der Welt die gleichen Rechte auf Versorgung, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. Doch nur fünf Prozent der Kinder leben in Ländern, in denen jede Form von Gewalt gegen Kinder verboten ist.

"Kinderrechte bilden die Grundlage für eine gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt. Sie sind für uns alle der Maßstab dafür, wie wir kindgerechte Lebensbedingungen schaffen können", erklärt Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. Er setzt sich da­für ein, dass sie im Grundgesetz verankert werden. Kinderrechte sind ein relativ junges Gut der weltweiten Gesellschaftspolitik: Die UN-Konvention über die Rechte des Kindes wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Sie garantiert jedem Kind auf der Welt die gleichen Rechte auf Versorgung, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. Die Verabschiedung der Konvention am 20. November 1989 hat diese Überzeugung völkerrechtlich verankert. Praktisch alle Staaten haben sie unterzeichnet. Das ist gut und wichtig. Immerhin ist es seither gelungen, die weltweite Kindersterblichkeit zu halbieren und mehr Mädchen und Jungen den Schulbesuch zu ermöglichen. Dennoch gibt es noch viel zu tun, auch in Deutschland und Europa. Nur fünf Prozent der Kinder leben in Ländern, in denen jede Form von Gewalt gegen Kinder verboten ist. Bis heute fehlen in fast allen Ländern wirksame Strategien zur Prävention, stellt der UNICEF-Report 2014 fest (Fischer Verlag, 11,99 Euro). Die Fortschritte in diesem Bereich zugunsten der Kinder gehen viel zu langsam voran: Es gibt zu wenige nationale Kinderschutzsysteme, und wenn, sind sie schlecht koordiniert und mangelhaft ausgestattet. Gesetze reichen nicht aus und werden kaum durchgesetzt. 
  • Aktuelle Studien bestätigen ein sehr hohes Vorkommen von Gewalt und Missbrauch an Kindern. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO erleiden in Europa mindestens 18 Millionen Kinder sexuellen Missbrauch, 44 Millionen körperliche Misshandlung und 55 Millionen seelische Gewalt. Mehr als 850 Kinder unter 15 Jahren sterben dort jedes Jahr an den Folgen von Kindesmisshandlung.
  • Die gesellschaftlichen Kosten von Gewalt und Kindesmisshandlung sind immens. In den Vereinigten Staaten betragen sie schätzungsweise 124 Milliarden US-Dollar im Jahr. Umso mehr zahlt sich Vorbeugung aus. Nach Angaben der EU bringt jeder Euro, der in Gewaltprävention investiert wird, eine soziale Rendite von 87 Euro.
  • Mehr als 30 Prozent der Mädchen unter 18 Jahren weltweit – einige davon nicht einmal sieben Jahre alt – sind von frühen und erzwungenen Ehen betroffen. Insgesamt sind es jedes Jahr 13,5 Millionen Mädchen – vor allem betroffen: arme Kinder auf dem Land.
  • Weltweit arbeiten 168 Millionen Jungen und Mädchen unter ausbeuterischen Bedingungen. Fast die Hälfte von ihnen ist im Grundschulalter.
  • Der Anteil der minderjährigen Opfer von Menschenhandel ist deutlich gestiegen: von 2007 bis 2010 um 27 Prozent.
  • 90 Prozent der gewaltsamen Todesfälle von Kindern und Jugendlichen ereignen sich in nichtkriegerischen Situationen. Jungen sind besonders häufig unter den Mordopfern, etwa weil sie unter den Einfluss von Drogendealern geraten, Banden angehören und sich an gewalttätigen Aktionen beteiligen.
Hinweis: Der UNICEF-Report 2014 zieht Bilanz und zeigt aktuelle Herausforderungen der Verwirklichung der Kinderrechte auf. Ein statistischer Anhang liefert zudem Daten zur Situation der Kinder und Jugendlichen weltweit, u.a. in den Themenbereichen Ernährung, Gesundheit, Bildung und Chancengleichheit.