Roswitha Müller-Piepenkötter bleibt Bundesvorsitzende

Roswitha Müller-Piepenkötter (M.), Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS, und die stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Vereins, Dr. Helgard van Hüllen sowie Jörg Ziercke nach ihrer Wahl. © WR

Die ehemalige Justizministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Roswitha Müller-Piepenkötter, ist von der Bundesdelegiertenversammlung des WEISSEN RINGS im sächsischen Radebeul für vier weitere Jahre zur Bundesvorsitzenden des Vereins gewählt worden. Sie steht dem WEISSEN RING seit 2010 vor. Zu ihren Stellvertretern gewählt wurden der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, und Dr. Helgard van Hüllen.

Vor der https://www.weisser-ring.de/internet/medien/fotogalerien/14-bdv/index.html richtete die 64-jährige Müller-Piepenkötter den Appell an die Politik, das Opferentschädigungsgesetz nicht zum Nachteil der Opfer von Straftaten zu ändern: „Es ist unerhört, dass der Bundesgesetzgeber sich unverfroren von dem verabschieden will, was laut Gesetzbegründung Grundlage für das Opferentschädigungsgesetz war, nämlich die vollständige wirtschaftliche Sicherung, wenn jemand durch eine Gewalttat Gesundheit und Arbeitskraft verliert.“ Es sei unmenschlich, aus fiskalischen Gründen Kriminalitätsopfern die nötige Unterstützung zu kürzen. „Als angesehener Dialogpartner der Politik werden wir uns dafür einsetzen, dass Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz nicht gekürzt werden. Im Gegenteil, wir treten dafür ein, dass auch Stalking als Tatbestand in das Opferentschädigungsgesetz aufgenommen wird“, unterstrich Müller-Piepenkötter. Nach dem Opferentschädigungsgesetz erhalten alle, die Opfer eines vorsätzlichen, rechtswidrigen tätlichen Angriffs werden oder durch dessen rechtmäßige Abwehr verletzt werden und dadurch eine gesundheitliche Schädigung erleiden unter bestimmten Voraussetzungen Leistungen vom Staat. Der Leistungskatalog umfasst zum Beispiel die Kostenübernahme von Behandlungsmaßnahmen und Therapien, aber auch Rentenleistungen. Müller-Piepenkötter dankte ausdrücklich den 3.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern des WEISSEN RINGS: „Noch öfter als die finanzielle Unterstützung ist der menschliche Beistand notwendig und die sachkundige Begleitung auf dem Weg zu Behörden und Gerichten, damit Verbrechensopfer wieder ihren Platz inmitten der Gesellschaft einnehmen können.“ Dafür stünden die ehrenamtlichen Mitarbeiter des WEISSEN RINGS. „Sie bieten Unterstützung, die zeitlich und menschlich weit über das hinausgeht, was berufsmäßige Helfer leisten können“, stellte die Bundesvorsitzende heraus. Auch die Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, Dr. Emily Haber, würdigte das Engagement der Mitarbeiter des WEISSEN RINGS. "Was Sie durch Ihren Beitrag für unsere Gesellschaft leisten, ist unbezahlbar: Sie engagieren sich um der Sache, um der Opfer willen. Unter Zurückstellung Ihrer eigenen Interessen bringen Sie Ihre Zeit und Ihr Können ein. Sie tun dies in Ihrer Freizeit, im Ehrenamt, regelmäßig in einem stillen Rahmen", so Dr. Haber. Sie erläuterte die gegenwärtigen und die geplanten legislativen Maßnahmen der Bundesregierung für einen besseren Opferschutz und betonte die Bedeutung der Kriminalprävention. Dr. Haber hob hervor, dass der Kampf gegen Kriminalität und der Einsatz für die Opfer aber auch und gerade eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei: "Eine aufgeklärte, wachsame und solidarische Bürgergesellschaft stärkt das Sicherheitsgefühl aller, ist die größte Bedrohung für Kriminelle und die beste Hilfe für Opfer", so Dr. Haber. Der Sächsischer Staatsminister des Innern, Markus Ulbig, lobte ebenfalls die Arbeit des WEISSEN RINGS: "Die Polizei erhält durch die Kooperation mit dem WEISSEN RING eine andere Opferperspektive. Das beeinflusst auch den notwendigen Blick auf die eigene Arbeit." Bert Wendsche, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Radebeul, sagte: "Leider vergeht fast kein Tag, an dem keine Meldung über Gewalt, Verbrechen, über Opfer und Täter über die Medien verbreitet wird. Dabei gelangt, zum Glück, nicht alles an die Öffentlichkeit. Doch nach den ersten Berichten, der ersten Empörung wird es leider oft still in der Öffentlichkeit. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen und Organisationen wie den WEISSEN RING gibt, die sich gerade im Bereich der Opferhilfe und Prävention seit vielen Jahren helfend einbringen. Mein Respekt und mein Dank gilt daher allen, die sich seit Jahren im und für den WEISSEN RING engagieren." Nadine Stammel vom Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie betonte, dass juristische Prozesse für viele Opfer von Straftaten mit psychischen Belastungen verbunden sind, insbesondere, wenn es sich um sexuelle oder andere Gewalttaten handelt oder wenn die Leidtragenden Kinder und Jugendliche sind. "Die Konfrontation mit dem Täter vor Gericht wie auch die Befragungssituation vor Publikum werden von vielen Betroffenen als sehr belastend erlebt, in manchen Fällen sogar belastender als die ursprüngliche Straftat", sagte Stammel. Nichtsdestotrotz sei die Aussage der Opfer von Straftaten in juristischen Prozessen unerlässlich. Sie unterstrich: "Es sollte versucht werden, diese möglichst opferfreundlich zu gestalten, zum Beispiel durch eine möglichst wenig belastende Gestaltung von Befragungen und eine ausreichende Rechts- oder psychologische Beratung der Betroffenen." Diskutierten auf der Bundesdelegiertenversammlung des WEISSEN RINGS in Radebeul aktuelle Themen der Opferhilfe und Kriminalprävention (v.r.n.l.): Roswitha Müller-Piepenkötter, Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS, Bert Wendsche, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Radebeul, Dr. Emily Haber, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, Markus Ulbig, sächsischer Staatsminister des Innern, Nadine Stammel, Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie an der FU Berlin. Hinweis: zur https://www.weisser-ring.de/internet/medien/fotogalerien/14-bdv/index.html