Gewaltprävention bereits in der Schule verankern

21. Deutscher Präventionstag in Magdeburg (v. l.): Peter Lunckshausen, Projekt-Verantwortlicher „FairPlay in der Liebe“ und Sprecher der Präventionsbeauftragten beim WEISSEN RING, Rüdiger Buhlmann, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS in Sachsen-Anhalt. Foto: Deutscher Präventionstag / Oliver Weber

WEISSER RING fordert frühere Aufklärung zum Thema Beziehungsgewalt

Der WEISSE RING fordert Schulen auf, das Thema Beziehungsgewalt fest in die Lehrpläne zu integrieren. „Junge Menschen müssen mit Konzepten gegen Gewalt in einer Lebensphase erreicht werden, in der sie erste Beziehungen eingehen und gesellschaftliche Rollenbilder entwickeln“, sagte Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin von Deutschlands größter Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, am Rande des 21. Deutschen Präventionstages in Magdeburg.

„Öffentliches Bewusstsein fehlt“

Schulen seien ein besonders geeigneter Lernort, da hier alle Kinder und Jugendlichen erreichbar seien, so Biwer weiter. Im Rahmen von Projekten zu Beziehungsgewalt hätten sie die Möglichkeit, andere Sichtweisen kennenzulernen und etwa bislang als normal empfundene Vorstellungen und Erfahrungen zu hinterfragen. „Es fehlt ein breites öffentliches Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas“, kritisierte Biwer. Konzepte und Projekte zur Vorbeugung von Beziehungsgewalt müssten daher flächendeckend verfügbar sein.

Der WEISSE RING ist in Sachen Gewaltprävention bereits sehr aktiv: Im Rahmen des Hamburger Projektes „FairPlay in der Liebe“, das der WEISSE RING auch beim Deutschen Präventionstag vorgestellt hat, arbeiten ehrenamtliche Mitarbeiter mit Mädchen und Jungen ab der siebten Klasse zusammen. Mit Rollenspielen, Übungen und Gruppengesprächen regen sie dazu an, Geschlechterrollen und Verhaltensweisen in Liebesbeziehungen zu reflektieren. Wo sind persönliche Grenzen zu ziehen? Wie können Paare einen Gewaltkreislauf durchbrechen? Wo kann man sich Hilfe holen? Diese und andere Fragen werden in den mehrstündigen Workshops geklärt.

In Kindheit und Jugend erlebte Gewalt als Risikofaktor

„Wir wissen, dass in der Kindheit und Jugend miterlebte Gewalt das Risiko erhöht, selbst Gewalt in Beziehungen auszuüben oder zu erdulden“, erläuterte Peter Lunckshausen, Projektverantwortlicher und Sprecher der Präventionsbeauftragten beim WEISSEN RING, auf dem Präventionstag. In Familien litten Kinder unter Gewalttätigkeiten wie Tritte, Schreie oder psychischer Erniedrigung in besonderem Maße. Deshalb sei es wichtig, das Thema früh aufzugreifen. Auch unter diesem Aspekt seien Schulen flächendeckend gefordert, Kinder und Jugendliche mit aller Anstrengung vor Schaden zu bewahren.

Im Rahmen von „FairPlay in der Liebe“ konnte der WEISSE RING seit Projektbeginn im Jahr 2009 bereits über 1.000 Schüler erreichen. Der Verein kooperiert hierfür mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg. Beim 21. Deutschen Präventionstag war der WEISSE RING mit einem eigenen Stand vertreten, um über das Hamburger Projekt hinaus auf die Bandbreite seiner kriminalpräventiven Aktivitäten aufmerksam zu machen. So zeigte beispielsweise ein Trickdieb im Auftrag des WEISSEN RINGS, was es heißt, bestohlen zu werden – und wie wichtig es ist, sich über Diebstahlschutz zu informieren.