Digitale Gewalt:
Beziehung & Partnerschaft
Wenn man die Kontrolle verliert
Er war unter ihrem Fahrradsattel versteckt. Niemals wäre Verena Z. auf die Idee gekommen, dass ihr Ex-Partner sie mit einem kleinen Bluetooth-Tracker ausspionierte und deshalb genau wusste, wann sie im Fitnessstudio trainierte. Mehrmals hatte er ihr nach dem Sportkurs aufgelauert und sie massiv bedrängt. Die 35-Jährige war extrem verängstigt und litt unter Panikattacken. Kurz nach ihrer Trennung hatte das Cyberstalking angefangen. Schon während der Beziehung hatte ihr Ex-Partner heimlich eine Spyware-App auf ihrem Smartphone installiert und sie kontrolliert. Rückhalt fand Verena Z. beim WEISSEN RING. Die Opferhelferin war nicht nur eine große emotionale Stütze für sie, sondern half auch bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Seit Verena Z. den Bluetooth-Tracker gefunden hat, sind die Vorfälle weniger geworden.
Cyberstalking
Wenn aus der großen Liebe ein realer Albtraum wird. Über 16 % der 2022 bei der Polizei registrierten Opfer* litten unter Partnerschaftsgewalt. Diese Gewaltform kann sowohl während als auch nach einer Beziehung auftreten. Cyberstalking, also das penetrante Nachstellen, Bedrohen und Belästigen im digitalen Raum, gehört auch dazu. Überdurchschnittlich oft sind Frauen davon betroffen, die unter ihrem aktuellen oder ehemaligen Ehe- bzw. Lebenspartner leiden. Die eingesetzten Mittel beim Cyberstalking sind vielfältig, um den Partner zu kontrollieren und auszuspionieren. Um die Aktivität und die Bewegung zu überwachen, werden beispielsweise smarte Bluetooth-Tracker zur Ortung eingesetzt und dem Opfer heimlich untergeschoben, z.B. ein AirTag von Apple oder eine Variante für Android-Geräte wie z. B. ein SmartTag von Samsung. Die Tracker in der Größe einer 2-Euro-Münze wurden eigentlich konzipiert, um Verlorenes wiederzufinden. Da Ex-Partner meist die Passwörter und Zugangsdaten vom Handy oder den Social-Media-Accounts kennen, können auch diese Daten missbräuchlich verwendet werden. Beim Stalking geht es immer um Macht und Kontrolle über das Opfer.
* Häusliche Gewalt, Bundeslagebild 2022, BKA
Stalking macht krank
Das penetrante Belästigen, auch über das Internet, setzt den Betroffenen massiv zu. Es schränkt die Lebensqualität und den Alltag ein, beschneidet die Privatsphäre und führt zu Ohnmachtsgefühlen. Betroffene können nicht nur körperlich krank werden, sondern auch psychisch leiden und traumatisiert werden.
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat für das Jahr 2022 über 1.300 Stalkingfälle in Partnerschaften registriert, die mit dem Tatmittel Internet begangen wurden und nennt als Beispiele E-Mails und Chats. Hinzuzurechnen sind noch über 1.800 Fälle von Bedrohungen, die ebenfalls mit dem Tatmittel Internet verübt wurden. Die Fälle von Cyberstalking nehmen zu.
Strategien der Cyberstalker
- Heimliches Installieren von Stalkerware auf dem Smartphone oder Computer des Opfers, um Informationen zu sammeln und Betroffene zu überwachen. Diese Programme können Chat-Nachrichten, SMS und den Standort der Person an den Täter übermitteln.
- Ortung und Überwachung der Betroffenen durch z. B. Bluetooth-Tracker und auch durch ehemals gemeinsam benutzte Cloud-Dienste
- Warenbestellung im Namen der Betroffenen
- Nutzung von Social-Media, um die Betroffene bloßzustellen und zu denunzieren
- Permanente Kontaktaufnahme und Belästigung, z. B. auf dem Handy, per E-Mail und über Social-Media
- Überwachung und Zugriff auf den Home-WLAN-Router sowie auf E-Mails durch Kenntnis der Passwörter
- Kontrolle der Social-Media-Kontakte, wenn die Zugangsdaten bekannt sind
- Identitätsdiebstahl, z. B. Hacken des Social-Media-Accounts und Posten von Nachrichten im Namen der betroffenen Person
Radio-Beitrag mit dem WEISSEN RING zum Thema
So schützen Sie sich vor Cyberstalking
- Haben Sie Ihre mobilen Geräte im Blick. Geben Sie Ihr Smartphone nicht aus der Hand und nehmen Sie kein geschenktes Gerät an. Stalkerware kann in kürzester Zeit installiert werden oder ist bereits vorinstalliert.
- Auch wenn es schwerfällt: Richten Sie Ihr Smartphone am besten selbst ein. Im Internet gibt es auf den Herstellerseiten Erklärvideos dazu.
- Achten Sie auf sichere Passwörter, auch beim Router. Benutzen Sie sichere Bildschirmsperren für Ihre mobilen Geräte.
Romance Scamming
Diese Online-Betrüger bzw. Heiratsschwindler 2.0 versprechen dem anderen Geschlecht die große Liebe. Am Ende haben sie es nur auf das Geld abgesehen. Sowohl Frauen als auch Männer fallen dem Romance Scamming zum Opfer. Das englische Wort romance bedeutet Romanze bzw. Liebesgeschichte und scamming betrügen. Es ist eine weitverbreitete Masche, um potenzielle Opfer im Internet auf Dating-Plattformen oder in sozialen Netzwerken zu umgarnen, sie in eine emotionale Abhängigkeit zu bringen und abzuzocken. Genaue Zahlen oder Statistiken, wie häufig diese Masche eingesetzt wird, sind nicht vorhanden. Doch die Dunkelziffer ist hoch. Die finanziellen Schäden der Betrogenen liegen im vier- bis fünfstelligen Bereich. Diese bleiben nicht nur mit einem leer geräumten Konto zurück, sondern sind zutiefst gekränkt und schämen sich, weil sie auf einen Online- Betrüger hereingefallen sind.
Heiratsschwindler 2.0
Es fängt harmlos mit einer netten Kontaktanfrage auf Social Media an. Über eine gewisse Zeit wird der Kontakt intensiviert und eine innige Beziehung zum Opfer aufgebaut. Fast täglich wird über digitale Kanäle miteinander kommuniziert. Der Scammer erschleicht sich einen wichtigen Platz im Alltag und im Herzen des Betroffenen. Kurz bevor ein reales Treffen stattfinden soll, wird eine plötzliche Notsituation vorgetäuscht, für die dringend Geld benötigt wird. Das kann ein Unfall, ein Überfall, eine OP etc. sein. Die Geldsumme soll meist per Bargeldtransfer (z. B. mit Western Union oder MoneyGram) ins Ausland geschickt werden.
Radio-Beitrag mit dem WEISSEN RING zum Thema
So schützen Sie sich vor Romance Scamming
- Seien Sie misstrauisch, wenn Sie jemand im Netz mit Komplimenten überhäuft.
- Nehmen Sie das Profil des Verehrers bzw. der Verehrerin im Netz genau unter die Lupe. Überprüfen Sie mit der umgekehrten Google-Bildersuche, ob geklaute Fotos verwendet wurden: images.google.de
- Fragen Sie gezielt nach. Bitten Sie um weitere persönliche Fotos und um Chats per Webcam.
- Teilen Sie mit der Bekanntschaft keine intimen Fotos und Videos, Sie könnten sich erpressbar machen.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und überweisen Sie kein Geld.